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Mystery Shopping: Software zur Arbeitsplatzbuchung
Reservierung: Das Handtuch wird digital
Im modernen Flächenbüro, an dem feste Arbeitsplätze die Ausnahme darstellen, kann es zu Chaos kommen: Wer später erscheint, muss unter Umständen herumirren, um einen freien Platz zu finden, und kann sich schließlich nur noch in der Teeküche niederlassen. Mit einer Reservierung vorab lässt sich dem vorbeugen. Dafür ist nicht – wie am Strand – ein Handtuch das Mittel der Wahl, sondern eine spezielle Buchungssoftware. FACTS hat sich einige Lösungen ausgesucht und die Anbieter in einem „Mystery Calling“ befragt, um herauszufinden, wie gut sie Interessenten dazu beraten.
All diese Entwicklungen führen dazu, dass Arbeitsplätze zunehmend nicht mehr individuell belegt sind und trotz qualitativem Mehrangebot durch Loungebereiche oder Meetingcorner die Gesamtauslastung sinkt. Von „Desk-Sharing“ ist häufig die Rede, wobei es in der neuen Arbeitswelt gar nicht unbedingt ein Desk sein muss, das sich mehrere Mitarbeiter abwechselnd teilen. Experten meinen sogar, dass in einem Büro ein Großteil der Fläche verzichtbar ist.
Organisation notwendig
CHECKLISTE
- Gibt es offene Schnittstellen, lässt sich beispielsweise Outlook einbinden?
- Wo werden die Daten gespeichert?
- Wer kann sehen oder sogar kontrollieren, wer sich wann und wo befindet?
- Welche Auswertungsmöglichkeiten gibt es?
- Ist eine App vorhanden, um auch von unterwegs Buchungen vornehmen zu können?
- Wird nur über den Browser „getrackt“ oder werden spezielle Sensoren installiert?
- Ist die Lösung modular aufgebaut oder ist sie als Komplettpaket erhältlich?
- Wird nach Nutzern/Plätzen abgerechnet?
- Wie hoch sind Einrichtungs- und Supportkosten?
- Wie ist die Laufzeit des Vertrags?
Lösungen mit teils großen Unterschieden am Markt
Bedarf, Unternehmensgröße und Budget
Manche Anbieter haben im Zuge der Pandemie auf die Anforderungen an den Abstand reagiert und die Möglichkeit eingebracht, dass nach einer Buchung die benachbarten Plätze nicht mehr verfügbar sind.
Die richtige Wahl für eine Lösung hängt vom Bedarf, von der Unternehmensgröße und nicht zuletzt vom Budget ab. Wer MS Teams nutzt, kann durchaus eine schlankere Lösung wählen, da das Microsoft-Tool bereits verschiedene Features bereitstellt, die deshalb in der Buchungssoftware verzichtbar sind – zum Beispiel einen Kollegen finden, anzeigen, wer gerade im Homeoffice oder bei einem Auswärtstermin ist, oder Einladungen zu Meetings verschicken.
Beratung am Telefon geprüft
FACTS hats sich dafür folgendes Szenario überlegt: Gearbeitet wird in einem Flächenbüro mit unterschiedlichen Arbeitsbereichen, darunter Schreibtischarbeitsplätze, Rückzugsorte mit Kabinen, mehrere Loungeecken, ein Konferenzraum sowie eine Pausenecke mit unterschiedlichen Sitzmöglichkeiten. Einschließlich den ausgewiesen temporär nutzbaren Bereichen sind Plätze für 100 Mitarbeiter vorhanden, die Plätze sollen aktuell allerdings zu maximal 50 Prozent belegt sein.
Das Ziel der Anrufe war, die Beratungsleistung zu ermitteln: Beantworten die Anbieter alle Fragen, auch zu Speicherort der Daten und ihrem Schutz? Sind sie aufgeschlossen und gehen auf die Kundenwünsche ein – oder versuchen sie eher, etwas zu verkaufen, das ihnen mehr nutzt als dem Kunden?
Vorweg sei gesagt: Einfach „einkaufen“ ist nicht möglich. Alle Anbieter stellen ein Formular zur Kontaktaufnahme auf der Website bereit, nur wenige eine Telefonnummer für eine direkte, persönliche Kontaktaufnahme. Es war allerdings kein Problem, die Telefonnummer aus dem Impressum zu nutzen.

Info
Die jeweiligen Buchungslösungen selbst wird FACTS im Laufe des Jahres genauer unter die Lupe nehmen.
Erreichbarkeit und Informationen
Keine Frage: Alle Berater waren ausnahmslos freundlich am Telefon – doch schnell zeigte sich im Vergleich, dass der eine oder andere doch stärker auf die Fragen einging und darüber hinaus nicht mit Erläuterungen knauserte (wie Banauten, Condeco, Roomz und Vysoft), während sich andere leider nur sehr knapp hielten, wie König+Neurath und Sedus: Hier und da kam als Antwort: „Oh, das habe ich gerade nicht im Kopf“ oder „Schauen Sie dazu gerne noch auf unserer Homepage nach weiteren Informationen.“ Das wurde natürlich gemacht (die Tabelle oben zeigt die wichtigsten Angaben aus den Gesprächen, ergänzt um Informationen von der Homepage), allerdings war dies ja nicht Sinn der Anrufe.
Fast ausnahmslos wollten die Berater an persönliche Daten kommen – nett verpackt als Wunsch, noch weiteres Material zuzusenden oder einen Testzugang einzurichten. Da es ein „Mystery Calling“ war und FACTS natürlich undercover bleiben wollte, verrieten wir lediglich, dass wir eine Verlagsgemeinschaft in Essen sind und uns nach Analyse der Daten gerne zurückmelden.

Die Frage nach dem Preis
Unterschiede bei den Lösungen
Ebenso gibt es bei Schnittstellen zu bereits genutzten Systemen unterschiedliche Ansätze. Während Vysoft DSM die Nutzung von Office 365 und Sharepoint voraussetzt und andere Softwares eine Verbindung zu Outlook und weiteren Anwendungen herstellen, verzichtet Flexopus bewusst auf offene Schnittstellen, da sie laut Angaben des Beraters wartungsintensiv und kostenaufwendig sind und daher davon abgeraten wird.
Daten speichern und auswerten
Um die Daten auszuwerten, gibt es mehrere Möglichkeiten und ein Unternehmen kann weitgehend selbst entscheiden, ob es nur die Auslastung der Arbeitsplätze ermitteln oder auch die Anwesenheit der Mitarbeiter kontrollieren möchte. Die Auslastungsbetrachtung hat das Ziel, künftig besser zu planen: Ist genügend Platz für den neuen Azubi-Stab vorhanden? Kommen wir – wo die Miete schon wieder erhöht wird – vielleicht mit weniger Fläche zurecht? Und wo muss besonders gründlich gereinigt und desinfiziert werden, da entsprechende Plätze besonders beliebt und oft genutzt werden?
Die Kosten richten sich natürlich nach der Komplexität der Lösungen beziehungsweise der eingesetzten Module. Grundsätzlich wird ein drei- bis vierstelliger Obolus für die Einrichtung der unternehmensspezifischen Räumlichkeiten auf die interaktiven Pläne erhoben (siehe Tabelle/PDF oben). Die laufenden Kosten richten sich entweder nach der Zahl der Nutzer oder der verfügbaren Arbeitsplätze; Wartung, Updates und Support sind darin enthalten. Analysen, Präsenzsensoren und weitere Sonderfunktionen/-ausstattung werden hingegen extra berechnet.
Anja Knies / Anna Köster
FAZIT
Durch das Mystery Calling ist recht schnell klar geworden: Unternehmen sollten sich vorab sehr gründliche Gedanken machen, was sie wollen und welche Funktionen sie wirklich benötigen – die teilweise modularen Lösungen bieten nämlich so viele Optionen, die einen dazu verleiten könnten, mehr zu „kaufen“, als man möchte – und das wiederum spiegelt sich im Preis wider und kann Arbeitsplatzbuchung für den Nutzer am Ende komplexer gestalten.
