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Ready for Game Change

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Interview mit Jan Kegelberg und David Weidemann von Inwerk

Wirtschaftsweit setzt sich die Erkenntnis durch: Branchenfremde Führungskräfte bringen frischen Wind in die Unternehmen, denn sie sehen die Dinge meist aus einer völlig anderen Perspektive – in Zeiten des Wandels eine gute Sache. FACTS sprach mit zwei solchen Quereinsteigern, Jan Kegelberg und David Weidemann, beide seit etwa einem Jahr Geschäftsführer bei Inwerk, über ihre ersten Erfahrungen in einem für sie ganz neuen Markt und befragte sie zu ihren konkreten Firmenzielen.
FACTS: Aus welchen Gründen haben Sie sich dazu entschieden, vor fast einem Jahr zu Inwerk zu kommen? Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer neuen Aufgabe?

David Weidemann: Die breite Verantwortung, die ich als Geschäftsführer übernehme, die über den Finanzbereich hinausgeht und die unter anderem auch die Supply Chain sowie den People & Culture Bereich einschließt, hat mich gereizt. Hinzu kommt, dass ich von jeher eine Faszination für Produkte und ihre Wirkung habe. So haben mich die Inwerk-Produkte von Anfang an begeistert, wie auch die Dynamik des gesamten Büromöbelmarkts und die Trends, die ihn bewegen – von Homeoffice bis New Work. Und schließlich finde ich es spannend, zusammen mit Jan in einem breiten Ökosystem Entscheidungen treffen zu können und sowohl strategisch als auch operativ aktiv zu sein.

Jan Kegelberg: Die Branche ist unglaublich fragmentiert, eher regional tätig sowie sehr traditionell unterwegs und von persönlichen, engen Kundenbeziehungen geprägt. Viele Fragen stellen sich: Wie kann das Geschäftsmodell im Büromöbelmarkt in Zukunft aussehen? Was passiert im Zuge des digitalen und gesellschaftlichen Wandels? Welche Chancen ergeben sich daraus für die Branche? Darauf Antworten zu finden und insbesondere die Transformation von Inwerk aus einer starken Position heraus – Inwerk war von Anfang an digital unterwegs – weiter auszubauen, reizt mich. Es geht darum, das bereits Erreichte zu professionalisieren und auf Wachstumskurs zu bringen.

Jan Kegelberg

Geschäftsführer bei Inwerk

„Wir verfolgen das Ziel, Inwerk zum Wachsen zu bringen. Es gilt, Prozesse und Organisation zu professionalisieren. Ferner wollen wir die Marke stärker positionieren.“

FACTS: In welchen Bereichen sehen Sie die Alleinstellungsmerkmale von Inwerk?

Kegelberg: Die Kombination zwischen Händler und Hersteller ist auf jeden Fall eine Besonderheit. Inwerk hat den Anspruch, Innovationen selbst zu entwickeln. Dabei legen wir einen Schwerpunkt auch auf das Design und bauen nicht nur funktionale und hoch qualitative, sondern auch optisch ansprechende Möbel. Erfreulich ist auch der Wiedererkennungswert der Marke. Diese Eigenschaften, gepaart mit einer zwanzigjährigen digitalen Erfahrung, kommen uns zugute. Während viele sich in der Pandemie fragten, wie sie ihre Kunden erreichen, stellte dies für uns nie ein Problem dar.

Weidemann: Neben dieser langjährigen Erfahrung erweist sich auch die Tatsache, dass unser Geschäftsmodell skalierbar, weil bar jeder Komplexität ist, als besonders erfolgversprechend. Der Vorteil liegt darin, dass wir die Möglichkeit haben, uns sowohl auf internationaler Ebene als auch im fragmentierten deutschen Markt zu vergrößern.


FACTS: Beide verfügen Sie über umfängliche Erfahrung in unterschiedlichen Bereichen. Welche speziellen Kompetenzen aus früheren Tätigkeiten sind Ihnen in Ihrer neuen Funktion von besonderem Nutzen?

Kegelberg: Vor allem meine Expertise im digitalen Bereich ist mir von Nutzen, ebenso meine Erfahrung mit Start-Ups.

Weidemann: Neben Internationalität bringe ich auch Erfahrung aus dem Konsumgüterbereich mit. Ich habe in sehr strukturierten, prozessorientierten Organisationen mit klaren und direkten Entscheidungswegen, aber auch mit starkem Fokus auf das Marken- und Produktmanagement gearbeitet.


FACTS: Welche Ziele haben Sie sich gesetzt – kurzfristig und langfristig? Wo wollen Sie konkret Schwerpunkte setzen? Streben Sie eine Neuausrichtung des Unternehmens an?

Kegelberg: Wir verfolgen das Ziel, das Unternehmen zum Wachsen zu bringen. Es gilt, 2022 Prozesse und Organisation zu professionalisieren sowie effiziente Strukturen und Systeme zu implementieren. Ferner wollen wir die Marke stärker positionieren und über drei Punkte die Markenwahrnehmung steigern. So soll Inwerk taktgebend, verbindend und nachhaltig sein. Das heißt, wir möchten den Kunden ein Erlebnis bescheren, das über ihre Erwartungen hinausgeht. Sie sollen schnell in Erfahrung bringen können, welche Dienstleitungen, welche Unterstützung bei Projekten wir ihnen anbieten oder was es etwa mit Virtual Reality und Showrooms auf sich hat. Dafür wollen wir die Touch Points vernetzen. Was unser Sortiment angeht, wir entwickeln Produkte, wie etwa unser Möbelbausystem Masterbox oder unsere Akustikwände, von denen unsere Kunden sagen, dass sie anders sind als die der Wettbewerber.

Weidemann: Es ist von zentraler Wichtigkeit, Produkte erkennbar zu machen. Bei jedem unserer Produkte sollte man die DNA von Inwerk erkennen können.

Kegelberg: Wenn wir es geschafft haben, eine klare Marke zu bauen und professionelle Strukturen einzuführen, wollen wir uns stärker internationalisieren. Heute werden 95 Prozent des Umsatzes in Deutschland realisiert, der Rest in Österreich, der Schweiz und in anderen Ländern Europas. Wir wollen zeitnah weitere Standorte eröffnen.


FACTS: Eine allgemeine Frage: Der digitale Wandel bedeutet gewiss eine Chance für die Büroeinrichtungsbranche. Doch mit welchen Herausforderungen sehen sich Hersteller und Anbieter Ihrer Meinung nach konfrontiert?

Weidemann: Zunächst gibt es eine riesige Herausforderung im Bereich der Material- sowie der Logistikkosten. Hier müssen wir die Quadratur des Kreises hinkriegen und unseren Kunden das richtige Produkt zum richtigen Preis anbieten können. Gleichzeitig wollen wir stabile, verlässliche Supply Chains schaffen und das Thema Nachhaltigkeit berücksichtigen. Wir versuchen, durch geschickte strategische Entscheidungen, diesen Balanceakt zu schaffen und dabei agil zu bleiben.

Kegelberg: Nachhaltigkeit ist für jede Branche eine Herausforderung. Es gibt Vorschriften, die wir einhalten müssen – gerade beim Thema Supply Chain. Hier sind sowohl Hersteller als auch Händler in der Pflicht, einheitlich zu agieren. Was Materialität und Recyclingfähigkeit angeht, müssen wir viel experimentieren. Es ist eine spannende Zeit, in der Kreativität gefragt ist. Dies müssen wir als Chance begreifen, uns zu differenzieren, indem wir gut, schnell und taktgebend sind. Eine weitere Hürde für die Branche liegt darin, dass die Margen es nicht mehr hergeben werden, dass es zwischen Hersteller und Kunden drei oder vier Handelsstufen gibt.

David Weidemann

Geschäftsführer bei Inwerk

„Wir wollen unseren Kunden das richtige Produkt zum richtigen Preis anbieten, gleichzeitig stabile Lieferketten schaffen und das Thema Nachhaltigkeit stets berücksichtigen.“

Weidemann: Unser großer Vorteil ist unsere digitale Ausrichtung. In vielen Branchen ist das klassische Vertriebsmodell schon abgelöst. Zum Beispiel werden die großen Ausstellungsflächen immer weniger gebraucht. Gewiss bleiben sie strategisch wichtig und notwendig. Wir glauben jedoch, dass sich sehr viel im Verkaufsprozess digital gestalten lässt. So empfangen wir bei Inwerk die Mehrheit unserer Kunden auf unserer Website. Dort bieten wir unsere Services und Dienstleistungen an, von der Beratung bis hin zum Probesitzen. Wir beginnen von der digitalen Seite und ergänzen dann. Schließlich haben wir insgesamt mit beiden Standorten 6.000 qm Ausstellungsfläche und circa 120 Mitarbeiter, die sich um unser Geschäft kümmern. Es gilt, die Kundenwünsche so zu sortieren, dass jeder schnell und ohne Umwege das bekommt, was er braucht und möchte.


FACTS: Nun eine spezifische Frage: Mit 2.500 qm Fläche ist das LAB-3 von Inwerk in Biebertal eine beeindruckende Einrichtung. Welche Ansätze verfolgt es?

Kegelberg: Das Hauptanliegen von Inwerk liegt darin, die Zukunft der Arbeitswelt zu erschaffen, damit Menschen ihr volles Potenzial entfalten möchten. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, müssen wir experimentieren, Produkte kombinieren und herausfinden, was funktioniert und was nicht. Dies erlaubt uns das LAB-3. Doch nicht nur wir lernen. In Biebertal verfügen wir über eine Fläche, auf der wir Kunden die Möglichkeit geben, unsere Konzepte selbst auszuprobieren. So können sie Teams für ein oder zwei Wochen zum Probearbeiten schicken und konkret erfahren, welche Vorteile diese neuen Arbeitsumgebungen im Alltag bieten, bevor sie Geld in die Hand nehmen.


FACTS: Und wie ist die Resonanz?

Weidemann: Aufgrund von Corona befinden wir uns noch in der Anlaufphase. Denn wie Sie wissen, war es während der Pandemie allerorts schwierig, zeitweise unmöglich, Menschen zusammenzubringen. Allmählich wird der Zulauf in unseren Aufstellungsräumen immer besser. Kundentermine finden mittlerweile sowohl im Forum für Bürokultur am Standort in Meerbusch als auch im LAB-3 erfolgreich statt. Doch in Biebertal fing alles an – schließlich ist dort die Geburtsstätte von Inwerk.

Graziella Mimic