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Nachfolge unter Dach und Fach

Nachfolge unter Dach und Fach

Interview mit der Dauphin-Doppelspitze

Reibungslose Betriebsübergänge bilden nicht die Regel und verdienen somit, erwähnt zu werden. Ein solcher gelungener Generationswechsel hat bei der Dauphin office interiors GmbH & Co. KG in diesem Sommer stattgefunden. Für FACTS schildern die Geschäftsführer Dr. Jochen Ihring und Michael Rudloff die neue strategische Ausrichtung des Unternehmens und geben einen Ausblick auf Weiterentwicklungen im Bereich der Produkte und Lösungen.
FACTS: Im vergangenen Juli hat Friedrich-Wilhelm Dauphin seine Funktion als Geschäftsführer niedergelegt und die Geschicke des Unternehmens im Rahmen einer Doppelspitze an Sie, Herr Dr. Ihring und Herr Rudloff, übergeben. Was beinhaltet die Neuausrichtung der Dauphin-Gruppe?

Dr. Jochen Ihring: Friedrich-Wilhelm Dauphin hat seine Geschäftsführerfunktion im Alter von 84 Jahren mit dem Wunsch niedergelegt, den Weg für einen Generationswechsel zu ebnen und die Geschicke des Unternehmens verantwortungsvoll an ein Management zu übergeben. Als Vorsitzender des Gesellschafterausschusses pflegt unser Unternehmensgründer weiterhin einen engen und wertvollen Austausch mit uns in der Geschäftsführung. Unsere Aufgabe besteht darin, mit Unterstützung der Shareholder-Familie die Unternehmensgruppe in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.

Michael Rudloff: Antje Dauphin wird dabei als stellvertretende Gesellschafterausschuss-Vorsitzende und Mitglied des Unternehmensbeirats ihre Impulse einbringen. Ihr Sohn Julien Dauphin engagiert sich in seiner Position als Innovationsmanager aktiv im Unternehmen und steht dabei für die dritte Generation der Dauphin-Familie.

Dr. Jochen Ihring

Geschäftsführer bei der Dauphin office interiors GmbH & Co. KG

„Wir wollen künftig all unsere Lösungen noch stärker miteinander verknüpfen und werden Anfang 2023 ein spannendes Gesamtkonzept vorstellen.“

FACTS: Welche sind Ihre kurzfristigen Vorhaben?

Dr. Ihring: Während der Pandemiezeit standen Homeoffice, Ausfallzeiten von Mitarbeitern und Unsicherheiten in der Lieferkette im Fokus. Aktuell besteht die größte Herausforderung darin, angesichts des Ukraine-Kriegs mit seinen zusätzlichen Folgen wie gestiegenen Energiepreisen, hohen Rohstoffkosten und einer höheren Inflationsrate die Supply Chain sicherzustellen.


FACTS: Und welche sind die mittel- bis langfristigen Ziele?

Rudloff: Die hybride Arbeitswelt hat die Anforderungen an das klassische Büro verändert, das bringt auch Veränderungen für uns mit sich. Im Fokus stehen dabei die Ergänzung und Stärkung unseres Produktportfolios sowie eine Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen. Im Wechselspiel der Arbeitsorte nimmt das klassische Büro künftig noch mehr die Rolle eines Raums der Kommunikation und Identifikation ein. Dabei muss die Arbeitsumgebung variabel bleiben, verschiedene Möbelgruppen müssen einfach miteinander kombinierbar sein. Gleichzeitig spielen Komfort und Wohlbefinden der Nutzer, Material- und Farbvielfalt sowie Nachhaltigkeit und Langlebigkeit der Möbel eine wichtige Rolle. Daher muss sich auch die Gestaltung des Büros verändern. Im Bereich der Kommunikations- und Relaxingzonen decken wir mit unseren neuen Dauphin Lounge Vibes Produkten – den modularen Polstermöbeln Reefs flex, dem Cocooning-Möbel Atelier, agil nutzbaren Poufs in verschiedenen Größen und dem wohnlichen Stuhl Fiore club – diesen Bedarf ab. Bei Raum-in-Raum-Lösungen sind wir mit unseren Bosse Cubes sehr gut aufgestellt. Hinzu kommen unser modulares Bosse modul space System mit Zonierungselementen für offene Bürolandschaften, die wir in Richtung einer noch höheren Flexibilität und Beweglichkeit weiterentwickeln.

Dr. Ihring: Nicht zu vergessen unsere traditionell hohe Kompetenz bei ergonomischen Bürodrehstühlen. Neben dem großen Feld Büro etabliert sich weiterhin der Arbeitsort zuhause, wodurch verstärkt auch professionelle Büromöbel Einzug in den Heimarbeitsplatz finden. Künftig setzen wir darauf, all diese Bausteine noch stärker miteinander zu verknüpfen und werden hier Anfang 2023 auch ein spannendes Gesamtkonzept vorstellen.

Michael Rudloff

Geschäftsführer bei der Dauphin office interiors GmbH & Co. KG

„In unserem Fokus stehen  die Ergänzung und Stärkung unseres Produktportfolios sowie eine Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen.“

FACTS: Wir kommen nicht um die Frage herum: Gestörte Lieferketten, Krieg in Osteuropa, steigende Energiepreise, Inflation – welche Auswirkungen hat die derzeitige Krise auf Ihre Branche?

Dr. Ihring: Gerade erst hat das ifo Institut die zu erwartende Inflationsrate in 2023 deutlich erhöht und die wirtschaftlichen Erwartungen nach unten korrigiert. Traditionell hat die gesamtwirtschaftliche Entwicklung große Auswirkung auf unsere Branche, da in Phasen der konjunkturellen Abschwächung bei Investitionen in Güter unserer Branche gespart wird. Dementgegen steht der Trend, dass das Büro seine Rolle wie zuvor beschrieben deutlich verändert und viele Unternehmen – auch, um attraktive Arbeitgeber zu bleiben – sich in einem Markt, der von Arbeitnehmer-Engpässen geprägt ist, auf neue hybride Arbeitsformen und Büros einstellen müssen. Es werden also weiterhin einige Projekte in diesem Bereich umgesetzt.


FACTS: Was bedeutet das für Ihr Unternehmen?

Dr. Ihring: Das erste Halbjahr 2022 verlief hinsichtlich des Auftragseingangs und Umsatzes mit zweistelligen Zuwachsraten im Vergleich zum Vorjahr sehr positiv. Wegen der vielfältigen Krisenherde und einer schwächeren Erwartung bei der gesamtwirtschaftlichen Lage gehen wir im letzten Quartal aber von einer nicht mehr ganz so dynamischen Entwicklung aus.


FACTS: Sprechen wir nun über etwas Erfreuliches. Den veränderten Bedürfnissen des Büros, insbesondere agilem Arbeiten in wohnlichem Ambiente, begegnet Dauphin mit neuen Lounge-Lösungen, die vor Kurzem in einer Eventreihe vorgestellt wurden. Wie war die Resonanz?

Rudloff: Bei den Neuheiten-Events in unseren sieben HumanDesign Centern in Deutschland sowie in unseren ausländischen Niederlassungen in Paris, Kopenhagen, Mailand, Antwerpen, Culemborg (Niederlande) und St. Gallen (Schweiz) konnten wir unser neues Möbel-Programm über 350 Gästen aus unserem Partnerkreis präsentieren. Das Programm wurde außerordentlich gut aufgenommen und wir konnten erreichen, dass unsere Partner es in ihren Showrooms ausstellen und in Präsentationen integrieren. Das Konzept hat zudem bei ersten Projekten überzeugt, die noch in diesem Jahr umgesetzt werden.


FACTS: Sind weitere Neuheiten in Planung?

Dr. Ihring: Selbstverständlich! In einem sich so dynamisch verändernden Bereich wie dem des Büros sind wir als Hersteller gefragt, neue Lösungen zu entwickeln und zu präsentieren. Ganz aktuell haben wir unser sehr erfolgreiches Raum-in-Raum-System Cube 4.0 erweitert – inspiriert auch aus der Erfahrung bei einzelnen Projekten. Da sich ebenfalls die Rolle von Büromöbeln verändert, werden wir bei unserem modularen Tragrohrmöbelsystem nach der black edition und den individuell gestaltbaren Raumteilern zusätzliche Konfigurationen auf Rollen für noch flexibleres Arbeiten einführen. Und natürlich arbeiten wir auch weiter an Innovationen in unserem Kernsegment der Bürodrehstühle.

Graziella Mimic