Moderne Arbeitswelten

Aktuelle Beiträge

Orgatec 2022: Die neue Wohnlichkeit

Orgatec 2022: Die neue Wohnlichkeit

Flexibilität und Nachhaltigkeit – diese Themen standen auf der Orgatec 2022 klar im Mittelpunkt. Dass Arbeiten spätestens seit der Pandemie nicht mehr vor allem im Büro stattfindet, zeigte sich in Köln deutlich: Wohnliche, ultrakompakte Designs, Loungemöbel, Kommunikations- und Multifunktionszonen lösen die klassischen Office-Umgebungen aus Schreibtisch, Drehstuhl und Container zunehmend ab. Und die Stimmung nach vierjähriger Pause? Die gestaltete sich optimistisch.

Insgesamt 686 ausstellende Unternehmen aus 43 Ländern zählte die Kölnmesse zum Abschluss der Orgatec 2022. Damit waren im Vergleich zum Jahr 2018 mehr als 90 Prozent der Branchenteilnehmer anwesend. Eine optimale Basis für erfolgversprechende Gespräche – und diese wurden in großer Anzahl geführt: „So muss sich eine Leitmesse anfühlen“, freut sich Helmut Link, Vorsitzender des Industrieverbandes Büro und Arbeitswelt e. V. und Geschäftsführer der Interstuhl Büromöbel GmbH. „Die Orgatec 2022 hat unsere Erwartungen sowohl mit Blick auf das Interesse der Besucher als auch hinsichtlich der Intensität der Gespräche ganz klar übertroffen. Wir haben in den letzten Tagen so viele hochkarätige Gespräche geführt, wie selten zuvor.“

Stimmung gemütlich, Geschäfte vorzüglich – so lassen sich die fünf Messetage zusammenfassen. Dabei wurde so manche zukunftsweisende Innovation vorgestellt. Außergewöhnliche Werkstoffe standen bei der Sonderschau zu nachhaltigen Materialstoffen für das Arbeiten der Zukunft im Fokus. Designer und Entwickler stellten klimafreundliche „Materials4Future“ mit smarten Features vor: Akustikwände aus Pilzmaterial, Textilien mit integrierten Solarmodulen oder aus nachwachsenden Rohstoffen wie Hanf, zeigten, wie nachhaltiger Möbelbau funktionieren kann.

Hybride Officewelten

Wohnliche Materialien, organische Designs, hybride Arbeitsumgebungen und wandelbare Einrichtungslösungen herrschten an den Messeständen vor – und das herstellerübergreifend. So war der Trend zu Loungemöbeln unübersehbar. Der Clou: Die Sessel, Sofas und Co. statteten viele Produzenten mit ergonomischen Features aus und schließen damit die Lücke zwischen wohnlichen Sitzmöbeln und klassischer Office-Ausstattung. Wie das in der Praxis aussehen kann, erfuhren die Besucher nicht zuletzt im „Inspired Hybrid Office“. Die Sonderschau wagte einen Ausblick auf hybride Bürowelten der Zukunft und zeigte, wie Mitarbeiter effektiv zusammenarbeiten, auch wenn sie sich an verschiedenen Standorten befinden.

Und wenn wir fliegen …?

„What if we fly“ – nach diesem Motto stellte Interstuhl gemäß dem Trend flexible Office-Lösungen mit dem gewissen Extra vor. Der Clou: Die vom Design-Thinking Experten Simon Blake und Designer Frank Hesselmann entworfenen Multifunktionsmöbel lassen sich blitzschnell und immer wieder anders konfigurieren. Auf ein informelles Brainstorming folgt ein Meeting, auf konzentrierte Solo-Arbeit Teamwork – Interstuhl stellt für alltägliche Szenarien wie diese einfach und intuitiv konfigurierbare Elemente zur Verfügung, mobile Whiteboards, genannt Flycharts, inklusive.
This image for Image Layouts addon
What if we fly: Die Multifunktionsmöbel von Interstuhl lassen sich blitzschnell und immer wieder anders konfigurieren.
Multifunktional, kompakt und damit optimal auf das Konzept „What if we fly“ abgestimmt, zeigt sich das neue Sitzmöbel aus dem Hause Interstuhl. MONOIS1 interpretiert den klassischen Vierfußstuhl neu und passt mit seinen klaren Formen und dem Design aus einem Guss perfekt in agile Arbeitsumgebungen. Dass der Verzicht auf eine Mechanik sehr wohl mit ergonomischen Komfort zu vereinbaren ist, zeigt der Stuhl durch seine flexible Rückenlehne und eine auf die Anatomie seines Nutzers abgestimmte Sitzfläche.

Auch ein klassischer Bürodrehstuhl war Bestandteil des Interstuhl-Messe-Konzepts. Mit dem Modell TWENTYFOURis5 präsentierte das schwäbische Unternehmen ein Sitzmöbel für den Dauereinsatz und integriert im Sinne der Nachhaltigkeit und Hygiene austauschbare Topper. Anklappbare Armlehnen, eine extra hohe Belastbarkeit von bis zu 150 Kilogramm und ein mit Bravour bestandener Dauerbelastungstest machen den Drehstuhl vor allem für geteilte Arbeitsplätze im Schichtbetrieb interessant.

Nachhaltigkeit

Kinnarps fiel auf der Orgatec 2022 nicht nur mit wohnlichen Möbeln zum Wohlfühlen und Kommunizieren auf. Im Fokus des Messeauftritts stand auch ein speziell ausgestatteter LKW. Im Inneren stellte das Unternehmen vor, wie gebrauchte Möbel sich aufarbeiten lassen, um wieder in den Handel zu gelangen. Der Truck ist Teil des Kinnarps-Konzept „Circles of Change“, das das Thema Nachhaltigkeit in flexible Einrichtungslösungen transportiert. Die Ideen dahinter: Bereits bei der Materialauswahl stehen die Recyclingfähigkeit und eine lange Lebensdauer im Fokus. Durch verschiedene Beratungsdienstleistungen schafft der Hersteller zudem flexible, passgenau an die Bedürfnisse des Unternehmens adaptierte Einrichtungslösungen.
This image for Image Layouts addon
Moving Workplaces Forward: Mit passgenau an die Bedürfnisse der Unternehmen adaptierten Office-Umgebungen liefert Kinnarps Antworten auf die jüngsten Veränderungen der Arbeitswelt.
Teile davon präsentierte Kinnarps in seinem „Moving Workplaces Forward“ und liefert damit Antworten auf die jüngsten Veränderungen der Arbeitswelt. Jenseits von Patentrezepten schaffen die Schweden Office-Umgebungen, die sowohl attraktiv als auch ergonomisch und sozial sind. Zu diesem Ziel führen fünf Prinzipien, die Besucher bei Kinnarps durchliefen: eine frühzeitige Analyse der Unternehmensbedürfnisse, Wohlbefinden durch Design, physische Faktoren wie die Arbeitsatmosphäre, das ergonomische Ganze sowie eine flexible, auf sich stetig verändernde Bedingungen anpassbare Einrichtung.

Flexibel bis ins Detail

Dass für eine gelungene Büroeinrichtung auch die kleinen Dinge zählen, konnten Besucher am Stand von Dataflex beobachten. „Flexibel bleiben“ – das Motto nahmen die Niederländer wörtlich und zeigten, wie sich die Monitorarme, Schienensysteme und Computerhalterungen an praktisch alle individuellen Anforderungen anpassen lassen. Nachhaltigkeit ist auch im Hause Dataflex oberstes Thema – was etwa durch lokal produzierte Kabelführungen aus recyceltem Kunststoff deutlich wurde.
Spannung herrschte im Design Lab, wo geladene Gäste als Erste einen Blick auf Prototypen, Designstudien und Skizzen werfen durften. Für die Niederländer gab es auf der Orgatec übrigens gleich zwei Gründe, die Korken knallen zu lassen: den ausgezeichnet besuchten Messestand und das 40-jährige Bestehen.
This image for Image Layouts addon
Auf der diesjährigen Orgatec zeigte Dataflex, wie flexibel sich die Monitorarme, Schienensysteme und Computerhalterungen an praktisch alle individuellen Anforderungen anpassen lassen.

Und er druckt … und druckt …

Am prominenten Standort am zentralen Boulevard Nord fiel in diesem Messejahr Wagner auf. Der kleine, feine Messeauftritt stellte ein Produkt im Mittelpunkt: den 3D_One, oder besser gesagt, sein Entstehungsprozess. Der „bewegende“ Hocker aus dem #wagnerdesignlab, den die FACTS-Redaktion bereits getestet und für sehr gut befunden hat, kommt aus einem 3D-Drucker und eben dessen Fortschritte ließen sich auf der Orgatec live beobachten. Das Thema Nachhaltigkeit greift Wagner mit dem außergewöhnlichen Konzept ebenfalls auf. Für den 3D_One kommt ein spezieller, biologisch abbaubarer Kunststoff auf Basis von Mais und Zuckerrüben zum Einsatz.
This image for Image Layouts addon
Der 3D_One aus dem #wagnerdesignlab wird in Serie von einem 3D-Drucker in einem Stück aus biologischem Kunststoff gedruckt und war am zentralen Boulevard Nord zu sehen.
Weitere Neuheiten und Konzepte präsentierte Wagner im hauseigenen Showroom in der Kölner Design Post. Mit dabei: das Möbelsystem D2 von Stefan Diez, ein anschauliches Beispiel für nachhaltige Innenausstattung unter Einsatz von Recycling-Kartons und -Aluminium. Die ultraleichten, stabilen Elemente lassen sich im Nu verwandeln, mal in Schallschutzlösungen, mal in einen Schreib- oder Konferenztisch.

Multifunktional individuell

Komfortable Loungezonen, flexible Ruhekabinen sowie Sofas mit multimedialer Ausstattung stellte das Unternehmen Déberenn vor und liegt damit voll im Branchentrend. Die Produkte von Déberenn werden in Deutschland von dem Unternehmen OS Seating vertrieben, das zur Original Steifensand Group gehört. Neben den Marken Original Steifensand als Experte für ergonomische Drehstühle und Kleinkopf, Produzent von Objektmöbeln in Manufakturbauweise, bietet die Original Steifensand Group somit ebenfalls Kompetenz im Bereich der Lounge Möbel und deckt diesen gefragten Markt mit ab.  Déberenn zeigte in Köln, wie wohnliche, individuelle Sitzmöbel in ergonomischer Qualität sich exakt an Kundenwünsche anpassen lassen und vielfältige Arbeitsweisen erlauben – von Face-to-Face-Meetings bis zu Videokonferenzen in separaten Besprechungsboxen.
This image for Image Layouts addon
Komfortable Loungezonen, flexible Ruhekabinen sowie Sofas mit multimedialer Ausstattung präsentierte Déberenn auf der diesjährigen Orgatec.
Die Orgatec 2022 fand vor dem Hintergrund tiefgreifender Umwälzungen statt: Lieferengpässe und Produktionsausfälle machen der Branche zu schaffen. Auf die Stimmung wirkte sich das kaum aus – vielmehr überwog die Wiedersehensfreude. Potenzial für zukünftige Geschäftsabschlüsse bietet die neue Arbeitswelt allemal: Schließlich wünschen sich laut dem Statistikportal Statista rund 73 Prozent der deutschen Beschäftigten einen Anspruch auf Home-Office und immer mehr Unternehmen gewähren diesen auch. Mit den in Köln vorgestellten Trends und Lösungen ist die Branche dafür gewappnet.

Nadia Hamdan